Leinenaggression

Hundebegegnungen waren für uns eine Zeit lang unser Endgegner…

Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass es nur wegen mir so ein großes Thema für uns geworden ist. 

Angefangen hat alles, bevor Emil überhaupt bei mir eingezogen ist. Ich habe mir stundenlang Podcasts angehört, sehr viele Bücher gelesen und bin auf Instagram vielen Hundetrainiern gefolgt.

Eins war mir klar:

Ich will alles richtig machen!

Dementsprechend verkrampft bin ich an Hundebegegnungen von Anfang an herangegangen. Mein Hund sollte auf keinen Fall Kontakt zu anderen Hunden an der Leine haben. 

Womit ich zu diesem Zeitpunkt nicht gerechnet habe ist, dass nicht alle Hundehalter meine Meinung teilen oder zumindest akzeptieren. 

Also kam es wie es kommen musste und es sind immer wieder andere Hunde in uns reingerannt. Emil hatte keine Angst, sondern wollte lieber zum anderen Hund hin. 

Ich habe aber immer wieder aufs Neue ziemlich panisch reagiert, habe den anderen Hund versucht abzuhalten, was in fast allen Fällen nicht geklappt hat, habe wild mit den Besitzern rumdiskutiert und bin total gefrustet aus den Situationen gegangen. 

Da wir auch noch mitten in Wiesbaden gewohnt haben, kam dieses Szenario sehr häufig vor. 

Das Verhalten hat sich dann immer weiter gefestigt und ich wurde immer unsicherer, bis ich mit 1 Jahr einen ziemlich leinenaggressiven Hund hatte.

Wie haben wir es in den Griff bekommen?!

Mir hat zum Einen das Markertraining unfassbar weitergeholfen und zum anderen habe ich für mich eine Strategie entwickelt, wie ich entspannter durch die Situation komme. Ich habe mir für alle Eventualitäten einen Plan gemacht und somit habe ich mich nicht mehr so verloren in den Situationen gefühlt. Und diese Souveränität hat auch Emil gespürt.

Natürlich mussten auch wir mit großer Distanz zu anderen Hunden beginnen und diese immer weiter verringern und Emil war zu Beginn schon am eskalieren, wenn er nur einen anderen Hund am anderen Ende der Wiese gesehen hat. Ich bin also sehr lange Zeit, außer um zu trainieren, allen Hunden aus dem Weg gegangen und das war keine sehr schöne Zeit. 

Aber mit der Zeit wurde Emil durch das Markertraining endlich wieder ansprechbar und ich hatte das Gefühl wieder einen Zugang zu ihm gefunden zu haben. 

Und jetzt einige Jahre später kann ich sagen, dass wir unser Problem im Griff haben, es gibt immer noch Hunde, die Emil schon von weitem fressen könnte, aber das ist in Ordnung. Er bleibt ansprechbar und ich kann ihn mit der Aufmerksamkeit bei mir behalten. 

Ich verlange auch nicht, dass wir dann an diesem Hund eng vorbeilaufen müssen. In diesen Fällen suche ich für uns eine andere Strategie. Entweder weichen wir aus oder wir suchen uns einen Ort, wo wir mit Abstand warten können.

Das ist vollkommen in Ordnung für mich, denn wir sind ein TEAM und da ist es mir wichtig auch auf seine Bedürfnisse einzugehen und nicht blind meinen willen durch zu setzen!

Alles in allem kann ich sagen, es war sehr anstrengend,  dort hinzukommen wo wir jetzt stehen – keine Frage – aber besonders dieses Thema hat uns so eng zusammengeschweißt und ich habe so viel über meinen Hund gelernt. 

Wer kann behaupten seinen Hund so gut zu kennen, dass man schon aus 50m Entfernung sagen kann, ob sein Hund einen anderen Hund mögen wird oder nicht 😉 

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